Querschnittserhebung Theaterspielstätten

Energetische Querschnittserhebung deutscher Theaterspielstätten und Monitoring Scharoun Theater Wolfsburg mit Schwerpunkt Komfortuntersuchung

Die Bundesregierung hat es sich zum Ziel gesetzt, bei der Energiewende eine Vorreiterrolle einzunehmen. Neben der Umstellung auf erneuerbare Energien sollen zukünftig die Treibhausgasemissionen sowie der Primärenergieverbrauch stark gesenkt werden. Potentiale hierfür werden besonders im Gebäudesektor gesehen, da dieser einen hohen Anteil des Endenergieverbrauchs verursacht. Vor allem im Bestand sollen Einsparpotentiale realisiert werden, wobei gewünscht ist, dass öffentliche Bauten eine Vorbildfunktion einnehmen. Zu den öffentlichen Gebäuden zählt auch der Gebäudetypus der „Theaterspielstätte“, welcher viele identitätsstiftende Gebäude zahlreicher Städte umfasst. Bisher lagen für diesen Gebäudetypus jedoch weder energetische Kennwerte noch Daten zum Raumkomfort vor.

Die Technische Hochschule Köln hat, gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie in einem auf 5 Jahre angelegten Forschungsprojekt unter der Leitung von Prof. Eva-Maria Pape, Fakultät für Architektur, in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Jörg Reintsema, Fakultät für Anlagen, Energie- und Maschinensysteme, die Einsparpotentiale durch Gebäudesanierungen und Anlagenoptimierungen von Theaterspielstätten sowie den Raumkomfortzustand in den Zuschauersälen, Bühnen und Foyers erforscht.

Zur Erreichung der Ziele gliedert sich das Forschungsprojekt in zwei Teile. Im Rahmen einer deutschlandweiten Querschnittserhebung in 13 Theaterspielstätten über den Zeitraum von drei Wochen wurden sowohl Energieverbräuche mittels zerstörungsfrei installierter Messsensoren als auch Daten zum Raumkomfort durch den Einsatz eines Messtorsos auf Nutzerebene sowie einer parallelen Nutzerbefragung erfasst, ausgewertet und analysiert. Anhand dieser Daten wurden charakteristische Kennwerte gebildet und ein Benchmarking erstellt. Darüber hinaus konnte der Energieverbrauch mittels TEK-Tool rechnerisch auf Nutzungszonen und Gewerke verteilt werden, sodass ein Verständnis für die Struktur des Energieverbrauchs in Theaterspielstätten entwickelt wurde, auf Basis dessen die Abschätzung energetischer Einsparpotentiale möglich ist.

Außerdem wurde durch ein einjähriges Intensivmonitoring im sanierten Scharoun Theater Wolfsburg exemplarisch das Einsparpotential durch Gebäudesanierungen und Anlagenoptimierungen von Theaterspielstätten messtechnisch erforscht. Die gemessenen Daten wurden dem Energieverbrauch vor der Sanierung sowie den Sanierungszielen gegenübergestellt und ebenso gegenüber den Kennwerten aus der Querschnittserhebung eingeordnet. Die Erkenntnisse über die Nutzungs- und Energieverbrauchsstruktur in Theaterspielstätten können zukünftig angewendet werden, um Energieverbräuche rechnerisch besser abschätzen zu können und um Ansatzpunkte zur Reduzierung des Energieverbrauchs zu identifizieren.

Der Besuch des Theaters ist ein besonderer Anlass, der für den Zuschauer so unterhaltsam und angenehm wie möglich gestaltet sein sollte. Neben einer interessanten Aufführung sollten dem Zuschauer daher raumkomfortable Bedingungen geboten werden. Der Raumkomfort bezeichnet einen Zustand, der bei den meisten Menschen die subjektive Empfindung eines physischen und psychischen Wohlbefindens auslöst. Er setzt sich zusammen aus dem thermischen, olfaktorischen, visuellen und auditiven Komfort.

An der Technischen Hochschule Köln ist der Messkörper „Torsion“ entwickelt worden, der ausgewählte Parameter des Raumkomforts in der Nutzerebene erfasst. Durch die Messungen in der Nutzerebene befindet sich der Messtorso, der Namen aus dem Bereich der Künstler und Dichter erhalten hat, in direktem Kontakt mit den Zuschauern, weshalb er einen hohen Gestaltungsanspruch erfüllen muss. Die reduzierte Gestaltung von „Torsion“ ist im Zuge eines studentischen Wettbewerbs entwickelt worden und basiert auf den Proportionen des menschlichen Körpers. Durch die Zusammensteckbarkeit seiner drei Elemente kann er sowohl eine sitzende als auch eine stehende Haltung einnehmen. Diese Flexibilität ermöglicht es, dass er während der Vorstellungen sitzend im Publikum oder stehend im Foyer platziert werden kann. Sein hölzerner Korpus dient als Geräteträger für die empfindliche Messtechnik, die im Inneren verbaut ist.