Holstenquartier Hamburg

Nicht offener einphasiger hochbaulicher Realisierungswettbewerb 2022
Neubau eines Baublocks (Baufeld 6) mit ca. 23.200 qm BGF mit Wohnungen im Drittelmix, einer Kindertagesstätte und zusätzlichen Gewerbeflächen
Gemeinsam mit: Till Sattler

 

Für das ca. 8,6 ha große ehemalige Betriebsgelände der Carlsberg Brauerei AG im Stadtteil Altona-Nord liegt eine städtebauliche Planung von dem Büro André Poitiers Architekt Stadtplaner RIBA in Kooperation mit arbos Freiraumplaner vor, die aus einem städtebaulich-freiraumplanerischen Wettbewerb hervorgegangen ist. Die für das Quartier namensgebende Hamburger Traditionsbrauerei
Holsten, heute Tochter der Carlsberg Brauerei AG, hat den Standort an der Holstenstraße im April 2020 aufgegeben. Bei der Neuentwicklung als Wohnquartier sollen auch Flächen für gewerbliche Nutzungen, eine öffentliche Parkanlage sowie ausreichend Gemeinbedarfsflächen vorgesehen werden.

Gegenstand des vorliegenden, von der Consus Real Estate AG ausgelobten hochbaulichen Wettbewerbs ist das Baufeld 6 mit dem Ziel, einen Wohnblock von ca. 23.200 qm BGF mit Wohnungen im Drittelmix (Eigentum, freifinanziert, gefördert), einer Kindertagesstätte sowie zusätzlichen Gewerbeflächen für kleinteilige Einzelhandels- und Gastronomieflächen zu entwickeln.

Grundlegender Gedanke des Entwurfs ist, durch Interpretation des vorgegebenen Bebauungsplans eine städtebauliche Figur mit identitätsstiftender Gestalt zu erzeugen. Durch die Faltung der Dächer der siebengeschossigen Gebäudeteile entsteht ein eigenständiges Ensemble. Durch die ablesbaren Giebel der Dachfaltung und zwischenliegenden Flachdachbereichen sowie dem Materialwechsel in den Fassaden weisen die Einzelhäuser eine ablesbare Erscheinung auf bei gleichzeitigem Erhalt der Idee zusammenhängender Gestalt des Baublocks mit städtischer Silhouette. Die differenzierten Bauvolumina haben eine angemessene Körnung und Adressbildung.

Die Dachlandschaften auf den Flachdachbereichen mit Wegen und Verweilplätzen bieten eine Plattform für nachbarschaftlichen Austausch und gemeinschaftliche Aktivitäten, wie z.B. Urban Gardening, Outdoor-Parcours, Bienenzucht, etc. Die flach geneigten gefalteten Dächer werden ebenfalls begrünt, um die Biodiversität im neuen Quartier zu unterstützen.

Identitätsstiftende Parameter wie Klinker- und Keramikfassaden sowie Teilflächen in Kupfer schaffen
den kontextuellen Bezug zu der Vergangenheit des Ortes als Brauerei mit Klinkerfassaden und Kupferkesseln des Bierbrauens und würdigt die Geschichte und Patina des Areals. Trotz der Größe der Gesamtanlage gelingt durch die Dachausformung sowie der klar strukturierten Lochfassaden eine Adressbildung für jedes Einzelgebäude mit Wiedererkennungswert. Eine Vielzahl an Balkonen und Loggien verzahnen Innen- und Außenraum. Insgesamt wird eine werthaltige Authentizität vermittelt und das Gesamterscheinungsbild erzeugt die Anmutung eines gewachsenen, urbanen Quartiers.

Nachhaltigkeit
Das konstruktive Konzept folgt den Prinzipien der zirkulären Wertschöpfung: Der Einsatz von recycelten Materialien (z.B. RC-Beton), recyclingfähigen Materialien (z.B. Klinker-/ Keramikfassade, Innenwände aus Kalksandstein) oder nachwachsenden Baustoffen (Holz) sowie ggf. Urban Mining (Klinker) spiegeln die Kreislaufgerechtigkeit wider. Die hinterlüfteten Fassaden sind in die Einzelbestandteile zerlegbar, da die verschiedenen Komponenten nur mechanisch miteinander verbunden sind. Somit ist eine sortenreine Trennung beim Rückbau, Recycling und Wiederverwertung möglich, die durch eine Reduktion der stofflichen Vielfalt begünstigt wird, da die Trennung bereits auf der Baustelle durchgeführt werden kann.

Die Konstruktion ist eine Holz-Beton-Hybridkonstruktion. Sie ermöglicht große Spannweiten, Vorfertigung, hat ein geringes Eigengewicht, einen guten Feuerwiderstand sowie Schallschutz und eine geringe Schwingungsanfälligkeit. Die Außenwände bestehen aus vorgefertigten R-Betonteilen.

Die Energieeffizienz der Gebäude basiert unter anderem auf einer sehr gut gedämmten Hüllfläche.
Der sommerliche Wärmeschutz wird einerseits durch einen maßvollen Fensterflächenanteil und andererseits durch die bauliche Disposition der größeren Fenster gewährleistet: im Süden verschatten die weit auskragenden Balkone die Verglasung, im Osten und Westen gelangt die schräg einfallende
Sonne durch die halb eingeschnittenen Balkone bzw. Loggien nicht ungehindert in den Innenraum.