Biomedizinisches Forschungszentrum der Universität Gießen 2003
Zweiphasiger Realisierungswettbewerb mit städtebaulichem Ideenteil
Gemeinsam mit: Carsten Wiewiorra
Neubau eines biomedizinischen Forschungszentrums der Justus-Liebig-Universität in Gießen
Der Neubau des Biomedizinischen Forschungszentrums in Gießen mit rund 12.000 qm HNF soll die Fachbereiche Medizin, Veterinärmedizin und Biologie miteinander verbinden und in diesem Zusammenhang ein 10 ha großes Areal für Nutzungen der Justus-Liebig-Universität und des Universitätsklinikums Gießen städtebaulich ordnen.
Der Entwurf des Biomedizinischen Forschungszentrums definiert sich als Forscherplattform, die durch ihre Flexibilität und vernetzte innere Struktur die kreativen Prozesse des innovativen Forschens unterstützt und die Kommunikation durch vielfältige Begegnungen fördert. Innerhalb des Gebäudes bietet sowohl die Hierarchisierung von Wegen und Räumen als auch die Zonierung der Funktionen dem Nutzer Orientierung. Durch den modularen Gesamtaufbau werden unterschiedlichste Raumbelegungen als Reaktion auf die Dynamik sich wandelnder Forschungsinhalte ermöglicht.
Das BFZ selbst bildet einen Campus, der mit seiner großzügigen Weite auf nationaler und internationaler Ebene die Offenheit von Lehre und Forschung baulich umsetzt. Das introvertierte Gebäude wahrt das Forschergeheimnis, während die offene Dachlandschaft eine lebendige Schnittstelle zur Öffentlichkeit bietet. Wissenschaftler und Studierende tauchen in das vernetzte Gefüge introvertierter Forschungsarbeit ein. Beim Wiederauftauchen in den weiten Freiraum kann der Geist zur Entspannung in die Ferne schweifen.
Der zentral gelegene Platz markiert den Mittelpunkt der Campuslandschaft. Wie ein Teppich legt er sich über das weite, von Gräsern geprägte Dach des Biomedizinischen Forschungszentrums und verknüpft vorhandene Campuseinrichtungen. Der zweigeschossige Baukörper innerhalb der Dachlandschaft lenkt die Campusnutzer zum allgemein zugänglichen Hörsaal- und Seminarbereich. Der Campus ist ein attraktiver Ort zum Verweilen, der zu Kommunikation und Informationsaustausch einlädt.
Energiekonzept
Die Innovation des Energiekonzepts besteht in der optimierten Ausnutzung vorhandener Strukturen durch den direkten Anschluss an den Versorgungstunnel über die gesamte Gebäudelänge. Aufgrund der bestehenden Fernwärme- und Fernkälteleitungen wird auf eine alternative Energieerzeugung verzichtet. Durch ein ausgewogenes Verhältnis von gedämmten Fassaden und Fensterflächen mit Sonnen- und Blendschutzmaßnahmen werden Lastspitzen gedämpft und der Energieverbrauch minimiert. Die vorgeschlagene Betonkerntemperierung erzeugt die gewünschte Raumtemperatur durch Strahlungswärme und -kälte, die dem physiologischen Wärmeempfinden des Menschen entspricht und zur Behaglichkeit der Nutzer beiträgt. Die Luftwechselraten der bedarfsabhängig gesteuerten RLT-Anlagen werden auf das hygienisch notwendige Maß beschränkt. Dezentral angeordnete Dachlüftungszentralen mit primärer Horizontalerschliessung im Dachaufbau verringern die umzuwälzenden Luftmengen und damit erforderlichen Querschnitte der Leitungen. Die Zonierung der Nutzungen trägt dazu bei, die unterschiedlichen Anforderungen differenziert zu behandeln.